Diskothek "Blaue Maus" | Die Kultdisko in Rodewald

Wo manches Paar sein Glück fand

Die Rodewalder Kultdisko "Blaue Maus" wir 50

Es ist der älteste Tanzschuppen im Landkreis und eine der ältesten Diskotheken Deutschlands: Die Kultdisko "Blaue Maus" in Rodewald wird 50. Am Sonnabend, 17. März, ist die Jubiläumsparty angesagt. Einen Tag zuvor feiert die "Wilde Maus" runden Geburtstag: So heißt die "Hektarparty", die seit zehn Jahren in der "Blauen Maus" veranstaltet wird.

Hektarparty oder Bauernparty: Das Publikum ist ganz gemischt. "Das Durchschnittsalter ist 25", sagt Inhaber Tim Höper (35), der die Disko zusammen mit seiner Frau Franziska (28) betreibt. "Es kommen aber auch 55-Jährige." Ob Weihnachten, Silvester oder am Wochenende. Auch die "alten Hasen" treffen sich regelmäßig zur "Oldie-Maus" nach Jahren mal wieder.

Zwar hat die "Blaue Maus" nur 14-mal im Jahr geöffnet, aber wenn Party angesagt ist, drängen die Leute in die Disko. 2000 Besucher bei der Hektarparty und 500 bis 600 beim Tanz, der traditionell immer am ersten Weihnachtstag stattfindet, sind die Regel. Dreimal im Jahr spielt eine Liveband. Dann baut Tim Höper extra ein Zelt auf. Ungewöhnlich: Einmal im Monat lädt die agrarwirtschaftliche Justus-von-Liebig-Schule der Region Hannover zur 90er-Jahre-Party ein. Früher gab's auch eine "Wilde-Sau"-Party, erinnert sich Tim. "Maus außer Haus" heißt es beim Schützenfest. Dann verlagert Tim Höper seine Disko nach Rodewald u.B. in ein Zelt.

Die Musik ist wie das Publikum ein Mix: "Wir haben ein ganz buntes Repertoire. Wir spielen eher Schlager, alles, was auf NDR 1 läuft. Zu später Stunde wird's dann rockiger." Was seine Frau besonders gut findet: "Es ist Musik, zu der man noch zu zweit tanzen kann." Die "Blaue Maus" wurde im April 1968 von Tims Vater Bernfried eröffnet. Er hatte die Idee, aus dem ehemaligen um 1900 erbauten Festsaal und Theater gegenüber seiner Gaststätte "Deutsches Haus" eine Disko zu machen. Allerdings musste er seine Mutter Sophie von seinem Plan überzeugen. Nachdem Bernfried Höper 2010 gestorben war, übernahm Tim Höper die Disko. Dorfschuppen oder Bauernschuppen wird sie auch genannt. Daran musste sich Tim erst einmal gewöhnen. Doch warum nicht?, dachte er sich schließlich. Er selbst ist Landwirt, hat einen Bauernhof mit 100 Bullen und 50 Kühen, 100 Hektar Ackerland und 30 Hektar Weideland. "Das passt doch", findet er heute.

Viel habe sich nicht verändert in den 50 Jahren, sagt Franziska. Sie merkt es an den Reaktionen älterer Besucher, wenn sie ins Staunen geraten. "Oh wie schön", sagen sie und fühlen sich in ihre Jugendzeit zurückversetzt. Manches Paar hat in der "Blauen Maus" ihr Glück gefunden. "Einige haben schon ihre silberne Hochzeit gefeiert", weiß Franziska Höper. Und einige feiern bald ihre Goldene.

Den Namen "Blaue Maus" soll 1968 ein Vertreter vorgeschlagen haben - als Pendant zur "Roten Katze", einem Vergnügungslokal in Hamburg. Die Disko lief gut. Es gab aber auch schlechte Zeiten. In den 90-er Jahren ging der Trend zur Großdiskos mit Lasershow und teuren Musikanlagen.

Proppenvoll ist die "Blaue Maus" mit ihrer 400 Quadratmeter großen Tanzfläche vor allem am ersten Weihnachtstag. Eine Besucherin fragte Tim Höper, wo denn die Tanzfläche sei. Sie stand schon drauf, aber zum Tanzen war kaum noch Platz. Heute baut Tim extra ein Zelt an, wenn große Partys gefeiert werden.

Einer der ersten Diskjockeys war Walter Deterding. "Er hatte Musik im Blut", schwärmt Tims Mutter Ingrid Höper (69). Deterding wanderte in späteren Jahren nach Tansania aus, machte dort einen eigenen kleinen Radiosender auf. Sein Weggefährte war Erich Gathmann (70). Über Deterding, er im Herbst vergangenen Jahres im Alter von 75 Jahren starb, sagt er: "Er hatte eine große Plattensammlung. Mit Rock'n'Roll über Pop bis zum Schlager setzte er die Gäste in Bewegung." Während Deterding die Platten auflegte, mixte Gathmann die Drinks: Bier, Bacardi, "Backhaus" waren die beliebtesten Bestellungen. Ein "Backhaus" ist noch heute Cola mit doppelt Rum, so wie sie ein Stammgast gleichen Namens aus dem Nachbardorf seinerzeit am liebsten hatte.

Gathmann stand noch von Ende 1968 bis August 1977 hinter der Theke. "Damals war die 'Blaue Maus' noch mittwochs, freitags, sonnabends und sonntags geöffnet. Wir hatten viel Spaß, es war der Anlaufpunkt für alle aus einem Umkreis von 40 Kilometern."

"Gib mir 10 000 Mark, und ich bau' dir eine Disko" hatte Walter Deterding zu Bernfried Höpers Mutter gesagt. Gesagt, getan. Mit seinem handwerklichen Geschick baute er auf der Tanzfläche auch ein Glasband ein. "Es blinkte oben und unten", schwärmt Erich Gathmann noch heute. Er selbst geht nicht mehr in die "Blaue Maus". "Meine drei Kinder im Alter von 22, 24 und 27 halten jetzt die Stellung", sagt er. Trotz des großen Repertoires, Tim Höpers Musikgeschmack trifft wohl keiner der DJs. Denn er liebt Soul der 60er Jahre. "Am liebsten von Sam Cooke", sagt er. Der US-amerikanische Sänger gilt als einer der Väter des Souls.

 

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